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Bücher

Second Face

ISBN 978-3-8000-5610-1

Januar 2011 bei Ueberreuter

Second Face

Unzertrennlich sind sie, die Zwillingsschwestern Anne und Marie, bis zwei Jungen in ihr Leben treten und damit eine Spirale der Täuschungen und Konflikte beginnt.

Marie flüchtet in ihrem Liebeskummer in die Welt des Second Life, wo sie ein neues virtuelles Leben aufbaut und sich sicher glaubt vor weiteren Enttäuschungen. Erst als jemand bei Facebook gefälschte Nacktfotos von Anne einstellt, kehrt Marie in die reale Welt zurück…


*Bestellung über die Autorin mit persönlicher Widmung: carolin@carolinphilipps.de

Nackt im Internet

„Am liebsten wäre ich tot!“ Wenn plötzlich Nacktphotos von einem Menschen im Internet auftauchen, ist das eine Katastrophe für die Betroffenen.

Verletzte Gefühle auf der Suche nach Rache

Am Anfang fand er das Ganze noch witzig, sich selber sehr cool und die ganze Aufregung eigentlich übertrieben. Am Ende bekam er einen Schulverweis und eine Anzeige wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts.
Passiert ist dies vor einigen Monaten an meiner Schule: Der Junge (14) hatte sich über eine Mitschülerin (14) geärgert, die ihn wegen seiner neuen Frisur vor der Klasse lächerlich gemacht hatte. Daraufhin wollte er sich rächen. Bei der anstehenden Klassenfahrt machte er heimlich mit seinem Handy Photos von dem Mädchen, als es unter der Dusche stand. Diese Photos stellte er bei Facebook ins Netz.
Während der Junge und seine Freunde sich über die Photos amüsierten, witzige Kommentare dazu schrieben und sie auf ihre Handys herunter luden, fiel das Mädchen in ein ganz tiefes Loch. Es traute sich kaum noch aus dem Haus. Wann immer es in der Schule eine Gruppe von Jungen lachend und tuschelnd zusammen stehen sah, vermutete es, zum Teil zu Recht, dass sie sich über ihren nackten Körper unterhielten.
„Ey, geile Figur!“ rief man ihr in der Pause zu. „Weiter so! Wann gibt es die nächsten Fotos?“  
Das Mädchen fehlte immer häufiger. Wenn es zur Schule kam, verbrachte es die Pause in der Klasse. „Ich wollte, ich wäre tot!“, sagte sie zu mir. Ich machte mir große Sorgen, dass sie sich etwas antut.
Es gab eine Untersuchung in der Schule, der schuldige Schüler war schnell ermittelt. Er gab auch sofort alles zu: „Das habe ich nicht gewollt!“ sagte er. „Ich wollte mich nur ein wenig rächen. Sie hat doch auch über mich gelacht.“ Er entschuldigte sich bei dem Mädchen, versprach die Fotos sofort zu löschen und damit war die Sache für ihn erledigt.
Dass er einen Schulverweis bekam und die Eltern des Mädchens ihn anzeigten, das hat er bis heute nicht verstanden.

Scham, Ohnmacht und Angst bleiben den Opfern

Megan aus Missouri/USA war 13 Jahre alt, als sie sich in einen jungen Mann aus dem Internet verliebte. Als der dann ganz plötzlich nichts mehr von ihr wissen wollte und sie böse beleidigte und beschimpfte, erhängte sie sich. Nach ihrem Tod stellte sich heraus, dass der vermeintliche junge Mann in Wirklichkeit ihre ehemalige Freundin war, die mit Hilfe ihrer Mutter diese virtuelle Figur aufgebaut hatte, um sich an Megan zu rächen, weil die ihre Freundschaft beendet hatte.
Am 3. März 2011 nahm die Polizei in Berlin sechs Jugendliche fest, die einen 17 Jährigen Jungen bewusstlos geschlagen haben. Der Junge wollte die Jugendlichen nur zur Rede stellen, warum sie seine Freundin auf isharegossip seit Wochen auf bösartige Weise gemobbt haben.
In Kalifornien erhängte sich der 13 Jährige Seth Walsh, der wegen seiner Homosexualität wochenlang von Mitschülern im Internet durch böse Beschimpfungen erniedrigt worden war. „Das ständige Hänseln, Quälen und die Scham waren am Ende zu viel für ihn!“ sagte seine Großmutter weinend beim Trauergottesdienst. Der homosexuelle amerikanische Student Tyler Clementi sprang von der George Washington Brücke in den Tod, nachdem sein Zimmergenosse heimlich einen Videofilm aufgenommen und ins Netz gestellt hatte, der ihn mit einem anderen Mann im Bett zeigte. Der Täter wird wahrscheinlich nur wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts bestraft werden.

Müsste man ihn nicht eigentlich wegen Mord anklagen?

Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt!

Cyber-Mobbing nennt man das, wenn jemand einen anderen mit Hilfe von Internet oder Handy absichtlich beleidigt, bedroht, bloßstellt oder belästigt. Das Wort „Mobbing“ kommt aus dem Englischen und bedeutet: jemanden angreifen, anpöbeln, schikanieren, über jemanden herfallen.
Die meisten Jugendlichen benutzen das Internet, um den Kontakt zu Freunden und Bekannten zu pflegen. Da werden Verabredungen getroffen, Wochenendereignisse oder Urlaubsfotos gepostet, manchmal auch nur mitgeteilt, dass man jetzt gerade eine Banane isst.
Diese an sich ganz harmlose Vernetzung untereinander wird aber immer häufiger dazu benutzt, Konflikte mit anderen auszutragen.
Eine Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt, dass mehr als 50% der befragten Jugendlichen bereits einmal virtuell gemobbt worden sind; meistens ging es um Beleidigungen, falsche Gerüchte oder peinliche Fotos. Konflikte werden immer weniger direkt, sondern anonym unter dem Schutz des Netzes ausgetragen. Laut JIM-Studie 2010 (Medienpädagogischer Forschungsverbund) gaben 25% der befragten Jugendlichen an, dass das Internet innerhalb ihrer Clique eingesetzt wurde, um ganz gezielt jemanden fertig zu machen.
Mobbing im Internet ist einfacher, als ehrlich zu seiner Meinung zu stehen, weil man den anderen Menschen dabei nicht ansehen muss. Man kann andere beschimpfen, sie sogar bis in den Tod treiben und dabei sein eigenes Gesicht versteckt halten. Die Täter kommen sich dann auch noch besonders cool vor. Dabei sind sie einfach nur grenzenlos feige.
Zum Glück werden inzwischen in vielen Ländern die Strafen für Cybermobbing verschärft, damit die Täter mit ihren feigen Aktionen wenigstens nicht länger ungeschoren davon kommen.

Meist leben die Täter im direkten Umfeld der Opfer: Schule, Freundeskreis oder Wohngebiet. Fremde sind nur selten beteiligt, denn die Täter müssen, um effektiv mobben zu können, die persönlichen Daten der Opfer kennen. Die Motive sind meistens Rache für erlittene oder vermeintliche Beleidigungen, Eifersucht oder die Suche nach Aufmerksamkeit. Der Täter möchte vor seinen Freunden angeben. Manchmal geschieht es auch nur aus Frust und Langeweile.
Über die typischen Opfer gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche behaupten, es sind wie die Täter überwiegend Menschen mit geringem Selbstwertgefühl. Andere glauben, dass der Täter sich gerade Menschen aussucht, die viele Freunde haben, anerkannt und beliebt sind, die all das sind, was der Täter gerne wäre, aber niemals sein wird. Daher hat es für ihn einen besonderen Reiz, gerade so einen Menschen zu verletzen.  
Mobbing in der Klasse und auf dem Schulhof gab in den unterschiedlichsten Formen zu allen Zeiten. Heute aber bekommt dies durch die modernen Medien eine ganz andere Dimension: Konnte man sich früher wenigstens zu Hause sicher fühlen, erreichen den Betroffenen die Beleidigungen jetzt sogar am eigenen Computer über E-mails, Chatrooms, Foren, aber auch über Facebook, Schüler VZ, YouTube und wie sie alle heißen. Mobbing unabhängig von Raum und Zeit. Bevor das Opfer überhaupt erfährt, dass Beleidigungen oder diffamierende Fotos im Netz stehen, haben sie oft schon der gesamte Freundeskreis und unüberschaubar viele Fremde gesehen.
Auch wenn die Betreiber der entsprechenden Seiten sich bemühen, bei Missbrauch die beleidigenden Äußerungen oder Fotos möglichst rasch zu löschen, bleibt die Angst bei den Betroffenen. Ein altes Sprichwort sagt: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Das aber gilt nicht für das Internet. Das Internet hat ein Elefantengedächtnis. Was einmal hineingestellt wurde, überlebt immer auf die eine oder andere Weise. Auch einstweilige Verfügungen eines Gerichtes oder ein Prozess können das nicht verhindern. Die Daten sind womöglich längst von anderen heruntergeladen und gespeichert worden und können dann jederzeit an anderer Stelle erneut ins Netz gestellt werden. Über Suchmaschinen mit der Funktion „Cache“ kann man auch nach Monaten bestimmte Informationen, selbst wenn die entsprechende Webseite gar nicht mehr existiert, abrufen.
Das Mädchen an meiner Schule wollte auch aus lauter Scham nicht weiter leben. Ihre Freundinnen, die sich liebevoll um sie gekümmert haben, und die vielen Therapiestunden bei einer Psychologin haben ihr zumindest neuen Lebensmut gegeben. Ihre Eltern haben sie auf einer anderen Schule angemeldet, damit sie die Blicke ihrer Mitschüler nicht länger fürchten muss. Aber die Angst, dass irgendwo doch noch Nacktfotos von ihr im Netz kursieren, diese Angst hat sie mitgenommen an die neue Schule.